Deutsches Historisches Museum: Carl Zuckmayer |
Elegie von Abschied und Wiederkehr
Ich weiß, ich werde alles wiedersehn.
Und es wird alles ganz verwandelt sein,
Ich werde durch erloschne Städte gehn,
Darin kein Stein mehr auf dem andern Stein -
Und selbst wo noch die alten Steine stehen,
Sind es nicht mehr die altvertrauten Gassen -
Ich weiß, ich werde alles wiedersehn
Und nichts mehr finden, was ich einst verlassen.
Der breite Strom wird noch zum Abend gleiten.
Auch wird der Wind noch durch die Weiden gehn,
Die unberührt in sinkenden Gezeiten
Die stumme Totenwache am Ufer stehn.
Ein Schatten wird an unsre Seite schreiten
Und tiefste Nacht um unsre Schläfen wehn -
Dann mag erschauernd in den Morgen reiten,
Wer lebend schon sein eignes Grab gesehn.
Ich weiß, ich werde zögernd wiederkehren,
wenn kein Verlangen mehr die Schritte treibt.
Entseelt ist unsres Herzens Heimbegehren,
Und was wir brennend suchten, liegt entleibt.
Leid wird zu Flammen, die sich selbst verzehren,
Und nur ein kühler Flug von Asche bleibt -
Bis die Erinnrung über dunklen Meeren
Ihr ewig Zeichen in den Himmel schreibt.
Carl Zuckmayer
Großen Dank an Paul Spinger - Lyrik und Germanistik ! Ich bin beeindruckt, das Gedicht hat viele Empfindungen und Gedanken in mir ausgelöst...
@miro
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