среда, 30. јул 2008.

Miroslav B. Dušanić: Brief aus Hildesheim

© by Nebojša Vasić: Schicksalsrad (Točak sudbine)
Brief aus Hildesheim

Bei Anbruch der Dunkelheit alles versank in erwartungsvolles Schweigen. Er schnitt sich tiefe Wunden und glaubte den Widerhall davon zu hören. Dann fiel der Vorhang herab und das Ganze war nur ein Gefühl: die Nacht kalt und nahm kein Ende. Und jetzt während ich diese Zeilen schreibe wird er hinaus getragen.

Miroslav B. Dušanić

субота, 26. јул 2008.

Miroslav B. Dušanić: Aber wir wissen schon

© by Jacqueline Cotter - Free Fall
Aber wir wissen schon wie der Staub in der Stille die Jahre begräbt.
Auch meine sind darunter.

Miroslav B. Dušanić

 
© by Jeff Soto - Crying Is Alright
ich höre lachen. lichte streifen von gesprächen
vom garten dringen durch das laub hindurch,
der wand aus sonnenwarmem Blätterwerk,
gefiltert, weichgemalt, konturlos, sinnentleert.

wär nur der tag nicht tag und nacht nicht nacht,
wär nur das damals niemals jemals nicht
wär nur der augenblick nicht augenblick
wär nur das dunkel weichgemaltes licht

im hier und jetzt ist staubge schattenwelt,
ist brachland zukunftslos, ist öde, leere,
hier bricht nichts ein, der saum der helle
streift nur die sinne wie ein fremdes lied.

wär nur das morgen nicht dem gestern nah
wär nur das blut aus blau, aus wasserblau
wär nur der schmerz nach zärtlichkeit nicht da
wär nur das schreien atemhauch im wind.

vergangenes hat zukunft längst geboren,
ein rück- und ausblick focussiert im jetzt,
im wirbel kreisen bild und bilder,
fluchtpunkt vernebelt, willen ausgesetzt.

wär kalter hass mit einem lächeln ausgelöscht,
wär gier nach macht nur schwache spielerei,
wär nur erinnern abzuschalten wie ein film,
wär mordlust nur erdacht, fantasterei...

das kranke tier im zirkelkreis gefangen,
krankt an der sehnsucht, zynisch hingestellt,
krankt unheilbar befangen an den fakten,
den beißend-scharfen fetzen seiner welt

ich höre lachen. wie weit aus fernster ferne
erreicht es mich, in meinem zimmerschatten,
und ist nicht teil von mir, nicht teil von mir,
nicht teil, ist fern, wie weit in fernster ferne.

Gabriele Brunsch

четвртак, 24. јул 2008.

Boris Dežulović: Die Hymne

Nicht für die Menschen mit schwachen Nerven!


Aus Angst, uns selbst zu entdecken, lehnen wir die Auseinandersetzung mit den wahren Wurzeln des Krieges ab.
Boris Dežulović

ISBN: 978-3-85435-534-2

Die Hymne

Dann haben wir ihn nackt ausgezogen
und mit Petroleum übergossen
und er hat sich richtig angeschissen
ich meine wortwörtlich

Dann haben wir ihm einen Löffel gegeben
damit er seine Scheiße isst
aber er hat alles
ausgekotzt

Dann haben wir ihm einen Strohhalm gegeben
damit er die braune Pfütze austrinkt
aber er ist in Tränen ausgebrochen
wie ein kleines Mädchen

Dann haben wir ihn hergekriegt
mit 12-Zoll-Rohren
auf die Nieren
lass mal hören wie du singst
und mit Baseballschlägern
auf die Knie
sing du Motherfucker
aber er ist ohne einen Laut
umgefallen

Dann haben wir ihn mit Wasser übergossen
er hat uns ganz gelb angesehen
er wollte etwas sagen
sie lagen ihm auf der Zunge
die zwei Zähne
fast wäre er erstickt
der Idiot

Dann haben wir ihm die Drähte
des Feldtelefons
mit Klammern
an den Schwanz geklemmt
und an die Eier
ruf Belgrad an haben wir ihm gesagt
Vorwahl eins eins
ein Scheiß eins eins
raus kommst du mit null null
ti-ti-ti-ti-ti-ti-ti-ti-ti-ti
er hat gebrüllt gezittert
ti-ti-ti-ti-ti-ti-ti-ti-ti-ti
er hat geweint
da plärrst du Arsch

Dann haben wir ihn auf den Beton gelegt
ihm die Beine gespreizt
hat sich gewehrt das Schwein
und ihm ein fünfädriges Kabel
in den Arsch geschoben
sing mal du Motherfucker
du Tschetniksau
was
gurgelt er
den Mund voller Zähne
ich weiß nichts
bei meinen Kindern
sing du Kinderschänder

Vijepa nava domovino
war leise zu hören
lauter oder ich reiß dir den Arsch auf
oj junavka vemvjo miva
was lispelst du da
du orthodoxes
Stück Scheiße
stave svave djedovino
da bi vavda
svetna*

endlich war es zu hören

Wir standen still
die Rechte auf der Brust
die Augen beschlagen
wie eine Flasche kaltes
Bier

Nie hat unsere Hymne
schöner geklungen.

Boris Dežulović
/Aus dem Kroatischen vom Klaus Detlef Olof/
________________________
* Lijepa naša domovina
oj junačka pjesmo mila
stare slave djedovino
da bi vazda sretna bila


(O schönes Heimatland,

o trautes Heldenlied,
o alten Ruhmes Erbe,
mögest du ewig glücklich sein)

Text der kroatischen Nationalhymne von

Antun Mihanović (1796-1861).



Boris Dežulović: Kroatischer Journalist und Buchautor, geb. 1964 in Split. Er ist einer der drei Gründer der weit über die Grenzen Kroatiens hinaus bekannten, kritisch-satirischen Zeitung "Feral Tribune" sowie Kolumnist der Wochenzeitung "Globus".

Die Gedichte kamen zustande, als einige der Wächter im ersten Gerichtsprozess freigesprochen wurden. Das Buch erschien nach ihrer Verurteilung beim zweiten Prozess. Ich wollte die LeserInnen anspucken, ihnen einen Elektroschock geben, wie unsere „Helden“ in Lora, damit sie sich endlich eingestehen, was dort vorgefallen ist. Die Menschen, und das trifft nicht nur auf Kroatien zu, wollen von solchen Dingen nichts hören. Alles soll schwarz-weiß sein, wir sind die Guten, die anderen sind die Bösen, und wenn jemand dieses Bild stört, verlieren sie das Gleichgewicht. Genau das wollte ich. Sie sollen verstehen, dass diese Verbrechen auch in ihrem Namen passiert sind.

Boris Dežulović

уторак, 22. јул 2008.

Miroslav B. Dušanić: Belagerung

© by Zoran Velimanović - City Of Wasps
Belagerung

Das Stimmengewirr
belagert mich

und seine Silben werden
aus meinem Herzen
tropfendes Blut

Miroslav B. Dušanić

понедељак, 21. јул 2008.

Miroslav B. Dušanić: Nachkriegstraum: aber wer war er eigentlich

Мирослав Б. Душанић
Nachkriegstraum: aber wer war er eigentlich 

laut klopfte am schlafzimmerfenster
und mich rief
unbekannter er: gib mir die ruh zurück
und bring mich nach haus
 


ich denk an die zeit des krieges
den tod: ich find ihn nicht
und mein grab ist noch verschlossen

jetzt bin ich verängstigt
alle im haus fliegende mücken
fliegende nachtfalter und fliegen
ich hau sie alle tot

so dass alle wände rotbefleckt
tapeziert sind

Miroslav B. Dušanić

недеља, 20. јул 2008.

Miroslav B. Dušanić: Ah Du, Du...


Ah Du, Du...
Wie tief die Liebe brennt


Ich bin die pulsierende Geistseele - gespenstischer Schein sozusagen
so breit und einladend
der Dich hier berührt
ganz egal ob es Aufbau oder Zerstörung bedeutet

Ah Du, Du...
Wie tief die Liebe brennt


Ich webe und wirble auf dem Pfad des Suchens
ziehe in das Schweigen
und schleiche davon
so als wäre ich nie vorbei gekommen

Ah Du, Du...
Wie tief die Liebe brennt


Ich bin das Auge - also sprach der Herr
doch der Blick bist Du

Ah Du, Du...  


Miroslav B. Dušanić

wenn alles so leicht wäre


wenn alles so leicht wäre, wenn man das verwirrt-vernarbte Seelenleben mit einem sanften Pusten glätten könnte, wie die Falten auf einem Gesicht mit der Retusche...

...wenn man mit dem Überstülpen eines neuen Gewandes gleichsam auch sein altes, verbrauchtes Ich abschälen könnte, diese geschundene, zerknitterte Schlangenhaut, die zu lange schon ihren Dienst getan hat...

...wenn alles so leicht wäre...

© by Gabriele Brunsch

субота, 19. јул 2008.

Georg Trakl: Abendland

Georg Trakl wurde am 3. Februar 1887 in Salzburg geboren. Der österreichische Lyriker (Apotheker, rauschgiftsüchtig) starb am 3. November 1914 in Krakau (Selbstmord). Er lebte 1912-1914 meist bei L. von Ficker, in dessen Zeitschrift „Der Brenner“ fast alle seine Gedichte veröffentlicht wurden. In klangvollen Traumbildern, expressionistisch, dann in freien Rhythmen, dichtete er eine Welt des Vergehens, der Schwermut, des Wahns, des Todes und der religiösen Hoffnung.


Abendland

Else Lasker-Schüler in Verehrung

1

Mond, als träte ein Totes
Aus blauer Höhle,
Und es fallen der Blüten
Viele über den Felsenpfad.
Silbern weint ein Krankes
Am Abendweiher,
Auf schwarzem Kahn
Hinüberstarben Liebende.

Oder es läuten die Schritte
Elis' durch den Hain
Den Hyazinthenen
Wieder verhallend unter Eichen.
O des Knaben Gestalt
Geformt aus kristallenen Tränen,
Nächtigen Schatten.
Zackige Blitze erhellen die Schläfe
Die immerkühle,
Wenn am grünenden Hügel
Frülingsgewitter ertönt.

2

So leise sind die grünen Wälder
Unsrer Heimat,
Die kristallne Woge
Hinsterbend an verfallner Mauer
Und wir haben im Schlaf geweint;
Wandern mit zögernden Schritten
An der dornigen Hecke hin
Singende im Abendsommer,
In heiliger Ruh
Des fern verstrahlenden Weinbergs;
Schatten nun im kühlen Schoß
Der Nacht, trauernde Adler.
So leise schließt ein mondener Strahl
Die purpurnen Male der Schwermut.

3

Ihr großen Städte
Steinern aufgebaut
In der Ebene! So sprachlos folgt
Der Heimatlose
Mit dunbler Stirne dem Wind,
Kahlen Bäumen am Hügel.
Ihr weithin dämmernden Ströme!
Gewaltig ängstet
Schaurige Abendröte
Im Sturmgewölk.
Ihr sterbenden Völker!
Bleiche Woge
Zerschellend am Strande der Nacht,
Fallende Sterne.

петак, 18. јул 2008.

Miroslav B. Dušanić: Mutus Liber

© by Dino Valls - Mutus Liber (Stummes Buch)
Mutus Liber

Aus lauter Angst wieder in die Welt die als göttlich erscheint zurückzukehren hülle ich mich in Schweigen wie jede andere Wahrheit auch und sitze da blind taub nur durch den Herzschlag bebend.

Miroslav B. Dušanić

четвртак, 17. јул 2008.

Miroslav B. Dušanić: Eremitenlieder

© by Heike Ruschmeyer (1981/1982/1982)
Eremitenlieder

1.

und ich gehe fort
(ich will es)
und
nach dort ziehen
nur
die vergessene
die in der nacht
ihre ängste
lauschen
und nur nach dort

2.

es bricht heraus
alles nachts
nur dort fort-
schlängelt sich
in die schwärze
und
vergiftend
durchdringt
sämtliche poren
unserer haut

Miroslav B. Dušanić

уторак, 15. јул 2008.

Vasko Popa

Poems 


Die letzte Nachricht von der kleinen Schachtel

Die kleine Schachtel, in der die ganze Welt steckt
Verliebte sich in sich selbst
Und zeugte in sich
Noch eine kleine Schachtel

Die kleine Schachtel der kleinen Schachtel
Verliebte sich auch in sich selbst
Und zeugte in sich
Noch eine kleine Schachtel

Und so ging es unendlich weiter

Die ganze Welt aus der kleinen Schachtel
Sollte in der letzten Schachtel
Der kleinen Schachtel sein

Doch keine der kleinen Schachteln
In der in sich selbst verliebten kleinen Schachtel
Ist die letzte

Wie soll man da die Welt finden

Vasko Popa


Last News About The Little Box

The Little box which contains the world
Fell in love with herself
And conceived
Still another little box

The little box of the little box
Also fell in love with herself
And conceived
Still another little box

And so it went on forever

The world from the little box
Ought to be inside
The last offspring of the little box

But not one of the little boxes
Inside the little box in love with herself
Is the last one

Let’s see you find the world now

Vasko Popa


Последња вест о малој кутији


Мала кутија у којој је цео свет
Заљубила се у себе
И зачела је у себи

Још једну малу кутију
Мала кутија мале кутије
Заљубила се и она у себе
И зачела је у себи

Још једну малу кутију
И тако је то у бескрај ишло
Цео свет из мале кутије
Требало би да буде

У последњој кутији мале кутије
Ни једна од малих кутија
У малој кутији заљубљеној у себе
Није последња

Нађите сада свет

Васко Попа

Miroslav B. Dušanić: Was wäre...

© by Bea Danckaert - Abstract Night

Im Traum bist du Autor
und weißt nicht, wie es enden wird.
Cesare Pavese

was wäre wenn mein herz
wie der unsichtbare wind
auf-
bricht

ob überlagert dein herz
all das was wir haben
was wir hatten
zündet

und das blut
ein neues gedicht schreibt

während wir brennend
vorüber-
fliegen

Miroslav B. Dušanić
/Paul Spingers Nachklang zu "Windworte"/

понедељак, 14. јул 2008.

Miroslav B. Dušanić: Atemlos

© by Dancoglu Constantin
Atemlos

Der Alltag lässt keine Zeit
Nichts scheint mehr am gewohnten Ort

Und überhaupt
Dieses Gefühl der Ohnmacht
Als Spiegel der eigenen Existenz

Miroslav B. Dušanić

субота, 12. јул 2008.

Miroslav B. Dušanić: Godot

Miroslav B. Dušanić
Godot

Godot müsste bald kommen
als Emigrant heimlich
aus der Fremde
vielleicht auch nicht
aber ich lebe wie bisher
vergraut nach jedem Winter

Miroslav B. Dušanić

AP Archiv - Samuel Beckett (1966)
Estragon: Komm, wir gehen!
Wladimir
: Wir können nicht.
Estragon
: Warum nicht?
Wladimir
: Wir warten auf Godot.
Estragon
: Ach ja.

*******************************************************************************
Estragon: Wir finden doch immer was, um uns einzureden,
dass wir existieren, nicht wahr, Didi ?
Wladimir (ungeduldig): Ja ja, wir sind Zauberer.
(Samuel Beckett)


Wir warten auf Godot,
Darum können wir nicht gehen.
Wir wissen zwar, dass er nicht kommt,
Aber nun haben wir schon
Mit Warten angefangen.
Wladimir und Estragon sind auch
Noch nicht da.

P. Spinger

петак, 11. јул 2008.

Miroslav B. Dušanić: Rost auf der Zunge

Мирослав Б. Душанић
Rost auf der Zunge

wegen des ständigen Gefühls der Ohnmacht
während der hypothetischen Heimreise aus dem Exil
und in das eigene Wesen blickend
die Zunge ist kalt geworden im Juli 2006
als mein Vater starb
kaum einen Hauch im des Himmels Blau
nur der Mutter verweinte Augen
durchbohrten des Zimmers Wände
und verloren sich in der Ferne
ohne es zu sehen
der Sonne steigende Glut

...und lange davor — schon auf der Flucht
ins Unbekannte
als Zeichen dass das wahre Gefühl
nicht in den Schriften — nicht auf der Zunge
sondern im Herzen bangt und ruht
 
Miroslav B. Dušanić

среда, 9. јул 2008.

Miroslav B. Dušanić:Trotz allem...


Trotz allem was immer gesagt wurde
über die Sprache
über die Worte
im Bruchteil einer Sekunde
lagert sich ab
(von all dem Durcheinander)
viel Rost auf die Zunge.

Miroslav B. Dušanić


Bilder: © by Xiao Hong (シャオ・ハン ) - The Series of Intellectual Youth (知识青年系列)

...und diese Bilder, das einsichtige, so ganz erstaunliche Lächeln im Gesicht dieses Kindes, auf dem Schädel, im Punkhaarrest unscheinbare, vage Schemen eines Schweinemarkts (?) mit Ochs?, Männer, geschäftig die Tiere antreibend, wie nicht von dieser Welt.
Das andere Bild, mit diesem ernsthaften, ja klug-weise-fragend-wissenden Ausdruck scheint zu sagen: "Da, schau her, sieh selbst, alles im Wandel, das ist daraus geworden!" (existiert eine Nummerierung?). Es zeigt eine Gruppe von Menschen, auch Frauen sind erkennbar, doch sie sind erregt, das Bild deutet auf eine politische Aussage hin, denn im Wangen-, Stirn- und Kinnfeld sind Figuren erkennbar, hier auf Feldern arbeitende Menschen, bei familiären Zusammenkünften, und vorne demonstrierende Arbeiter im Hemd, im Hintergrund sogar ein alter Mann mit traditioneller Kopfbedeckung, Felder, mit dem Schlegel Reis dreschende Bauern...

Diese so ganz modernen Bilder mit den Mitteln der traditionellen Aquarellmalerei und der digitalen Überblendung. Fotographie und Computerbearbeitung, Die Bilder sind fantastisch rätselhaft und erzählen Geschichten von Damals und Jetzt so kritisch, wie es nur möglich ist, wenn man ein jugendliches Punkgesichtchen zeigt. Verwirrend unmittelbar...
.
. 
Gabriele Brunsch

недеља, 6. јул 2008.

Dagmar - Eva Mempel: eine Kleinigkeit nur

© by Milica Lavrnić - Im Atemzug 6 (U predahu 6)

eine Kleinigkeit nur

Abseits beäugt, Leistung
ernten- gleich einer
Frucht in der eigenen Hand
still zurückgelehnt mit
Gänsehaut auf den Augen

bewegt Gefühl

Dagmar - Eva Mempel

четвртак, 3. јул 2008.

Das Unbehagen an der Kreativität


Kreativ sein - das ist der neue Slogan, der wacker der Kunst voranflattert... [...] Ich gestehe, vor den Folgen dieses Kreativitätswahnes wird mir angst und bange. Mich überfallen mitunter schwere Alpträume, in denen ich die bekannten grünen Männchen erblicke, die allesamt kreativ herumwerkeln, basteln, lustige Spielchen treiben, die Straßen aufreißen, musizieren, dichten, malen - die Welt ein Tollhaus der Kreativität. Sämtliche Menschen durch die Kreativität befreit, Hemmungen hat keiner mehr, der Tritt in den Hintern des Nachbarn ist dann nicht nur ein befreiender, sondern auch ein kreativer Akt. Keiner hört zu, alle reden wild, doch kreativ, miteinander durcheinander - vielleicht bin ich künftig der einzige, der nichts lieber mag, als einfach zu lesen..., zu sehen...und zu hören...

Klaus Honnef
(Essayauszug in „Kunstforum International“; Band 25, 1/78)

уторак, 1. јул 2008.

Miroslav B. Dušanić: 17

Мирослав Б. Душанић
17

mit dem Blick auf verfallende Altstadt-
dächer und -fassaden
die Vögel verglühen im Sonnenlicht

Miroslav B. Dušanić