петак, 11. јул 2008.

Miroslav B. Dušanić: Rost auf der Zunge

Мирослав Б. Душанић
Rost auf der Zunge

wegen des ständigen Gefühls der Ohnmacht
während der hypothetischen Heimreise aus dem Exil
und in das eigene Wesen blickend
die Zunge ist kalt geworden im Juli 2006
als mein Vater starb
kaum einen Hauch im des Himmels Blau
nur der Mutter verweinte Augen
durchbohrten des Zimmers Wände
und verloren sich in der Ferne
ohne es zu sehen
der Sonne steigende Glut

...und lange davor — schon auf der Flucht
ins Unbekannte
als Zeichen dass das wahre Gefühl
nicht in den Schriften — nicht auf der Zunge
sondern im Herzen bangt und ruht
 
Miroslav B. Dušanić

3 коментара:

Анониман је рекао...

Hier der Link zu Kleists "Das Erdbeben von Chile", eine Geschichte, die ich als ganz junges Mädchen zum ersten Mal las und ihre düstere Handlung, die immer wieder, so realistisch von Hoffnungsblitzen durchzogen ist, hat mich niemals losgelassen.
Aber der letzte Satz, der an Zurückhaltung und Maß nicht zu übertreffen ist, hält eben das kleine Universum Rest-Hoffnung in sich, zu dem diese Welt als Auftakt zu einem Neuanfang immer wieder fähig ist. Und das geschieht außerhalb von uns, vielleicht durch uns, irgendwie andauernd, und überall auf der Welt, im Verborgenen und offen...
...ich wollte nur sagen,
dass da "schon" Trost im immer gleichblauen Himmel ist, man muss nur daran arbeiten die enge Mauer der engen Selbstbefangenheit zu überwinden...
http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1463&kapitel=1#gb_found
Liebe Grüße
Gabriele

Анониман је рекао...

Es ging mir um die "hölderlinsche Hoffnung", wie er schrieb:

An die Hoffnung


O Hoffnung! holde! gütiggeschäftige!

Die du das Haus der Trauernden nicht verschmähst,

Und gerne dienend, Edle! zwischen

Sterblichen waltest und Himmelsmächten,


Wo bist du? wenig lebt ich; doch atmet kalt

Mein Abend schon. Und stille, den Schatten gleich,

Bin ich schon hier; und schon gesanglos

Schlummert das schaudernde Herz im Busen.


Im grünen Tale, dort, wo der frische Quell

Vom Berge täglich rauscht, und die liebliche

Zeitlose mir am Herbsttag aufblüht,

Dort, in der Stille, du Holde, will ich


Dich suchen, oder wenn in der Mitternacht

Das unsichtbare Leben im Haine wallt,

Und über mir die immerfrohen

Blumen, die blühenden Sterne, glänzen,


O du des Aethers Tochter! erscheine dann

Aus deines Vaters Gärten, und darfst du nicht,

Ein Geist der Erde, kommen, schröck, o

Schröcke mit anderem nur das Herz mir.

So war das von mir gedacht.

Анониман је рекао...

Danke für dieses wunderschöne Hölderlingedicht, das ich schon eine Ewigkeit nicht mehr gelesen habe...
Aber so aussichtslos traurig wie Deine Zeilen scheint mir der Hölderlin nicht zu sprechen, obgleich auch ihm die Stimme versagt (wie in Miros Gedicht angesprochen, da auch der Bezug, den ich verstehe)und er suchend umherstreift in der Nacht, er nennt die Hoffnung "des Äthers Tochter" und einen "Erdgeist" -
(wenn ich richtig lese) - und bittet um ihre Rückkehr!!!
... und bietet sich selbst doch schon Vorhaben an, ahnt schon, welche Wege er beschreiten muss, um aus der Aussichtslosigkeit zu entgehen. Ich habe seine Biographie vergessen, weiß nicht, wie es nach diesem Gedicht weiterging...
Jetzt kommt ein Gewitter! Ich hoffe es ist bald vorrüber.
Bis später,
Gabriele