© by Elizabeth Enders - Indigo/Prussian Text (1995) |
Unter den Büchern meiner Bibliothek
Es gibt eine Zeile von Verlaine, an die ich mich nicht erinnern werde,
es gibt eine Straße in der Nähe, die meinen Schritten verboten ist,
es gibt einen Spiegel, der mich zum letzten Mal gesehen hat,
es gibt eine Tür, die ich bis zum Ende der Welt geschlossen habe.
Borges
es gibt eine Straße in der Nähe, die meinen Schritten verboten ist,
es gibt einen Spiegel, der mich zum letzten Mal gesehen hat,
es gibt eine Tür, die ich bis zum Ende der Welt geschlossen habe.
Borges
Es gibt eine Zeile von Borges, an die ich mich nicht erinnern werde,
und jedes Mal wenn ich daran denke,
eine Stimme im Wind läutet an der Tür,
verspätete Vögel singen im Lichtkreis der Laternen,
und wenn der Mond hoch oben endlich thront,
so heiß wird die Nähe, dass ich mich daran verbrenne.
Es gibt ein Land in der Nähe, das meinen Schritten verboten ist,
es bleibt ein flüchtig erhaschter Blick,
jede neue Erinnerung verfälscht die älteren,
aber so sind die Menschen heute: sie jammern über jeden Scheiß,
und irgendwann wurde mir klar, dass es so nicht weitergeht
und noch immer geht es irgendwie, irgendwie immer gleich.
Es gibt einen Freund, der mich zum letzten Mal gesehen hat,
die Worte, die er rief, sie blieben stumm,
die dreckverkrustete Luft ließ mich kaum atmen,
ich stürzte nicht, fiel doch durch Ranken verlorenen Lichts,
und plötzlich, als ich die Straße sah, wusste ich:
ich bin ein Wahnsinniger in einem fremden Land.
Es gibt eine Tür, die ich bis zum Ende aller Tage verschlossen habe,
so nimmt der hautlose Fuß die staubbedeckte Stufe um Stufe hinab,
aber die Erinnerungen sind ganz geblieben
nur wenige warten noch auf spätere Zeiten
unter den Büchern meiner Bibliothek
um sich vor der Kälte zu schützen.
So ist mein Leben eine Flucht, und alles geht mir verloren
und fällt dem Vergessen anheim oder dem anderen.
Miroslav B. Dušanić
2 коментара:
wir
die wir nicht miterlebt, gelitten haben
wir
deren Vorstellungskraft versagt
wir
können uns nicht äußern
nicht wirklich jedenfalls
wir
können nur ermuntern
Erinnerungen festzuhalten
bevor sie verfälscht sind
und es letztendlich
dir überlassen
zu entscheiden
was weiterhin
Schutz unter deinen Büchern
finden darf/muss
Liebe Grüße und... schreib' weiter!
Ich lese atemlos und gebannt.
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