Brief nach Hamburg : für Mike
meine Tage dauern und dauern
nichts anderes im Zimmer
in der Nachbarschaft weint ein Kind
immer lauter und von allen Seiten
und ich will es nicht hören
was in den Zeitungen steht
so möge mich der Teufel verwöhnen
ich bin ab heute auf meine Ohren taub
glaube mir das ist besser so
ich möchte niemanden
ich habe keine Zeit
aber du kannst mich anrufen
nimm ruhig einen kräftigen Schluck
und im Kopf dreht sich schneller
die Flut kommt und geht wie sie will
versuche bitte das ist gut
die Essenz aufzuspüren
es tut dann nicht mehr so weh
und immer und immer wieder
du findest deine Träume nachts
höre nicht wie die Seele einsam brüllt
du weißt es dass niemand dich versteht
zeitlos musst du treiben
diese Stadt knirscht mit den Zähnen
und es nistet nicht mehr hier
auch im Walde ist es nicht wie es war
ein Wolf knurrt in der Erinnerung
und es fallen ab die alten Qualen
und man dürstet und hungert
weil die Erde ihre Schollenbeine spreizt
verdammt das Leben ist so kurz
ach ich fühle schon mein Sterben
Miroslav B. Dušanić
Hildesheim, 17./18. Juni 2008
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