Der große Metaphysiker kehrt in die Avantgarde zurück
Der große Metaphysiker betrachtete mürrisch die Nachtfalter,
sie tanzten um die Straßenlaterne.
Er hatte Blumen gekauft auf dem Marktplatz,
aber das war schon lange her
und es gab keinen Grund sich daran zu erinnern.
Wozu denn, wozu das nutzlose Herumirren am Rand der Stadt?
Irgendjemand berührte seine Schulter. Einfach so unterwegs
sah er sein Gesicht, ähnlich gelb wie der Löwenzahn.
Er wollte sich an noch manche Details erinnern,
aber er gab auf. Wozu denn, wozu die Erinnerung
an die abgestorbenen Pflanzen?
Gestern, außerhalb der Stadt, wurde
auf dem kleinen Friedhof sein bester Freund beigesetzt.
Er legte Blumen hin. Jemand stotterte das Trauerlied,
erwähnte Verdienste oder etwas Ähnliches.
Aber wozu, wozu diese Abreise in die Hölle?
Der große Metaphysiker streckte theatralisch seine Arme aus.
Hoch über den Wolken erzitterte ein Stern
und fiel vor seine Füße nieder. Als er den Fuß hochzog
mit der Absicht ihn zu treten, hielt er inne.
Wozu denn, wozu noch dieser Tod?
Miroslav B. Dušanić
Diese Zeitreise in die tiefe, nebulöse Vergangenheit meiner Vorfahren, wäre ohne die Mithilfe von Frau Gabriele Brunsch für Euch verborgen gewesen - sie verlangte von mir (fast hartnäckig), das Gedicht ins Deutsch zu übertragen. Dafür bedanke ich mich.
Holzskulptur: Miroslav B. Dušanić - Der große Metaphysiker [Handy-Photos (Nokia 6120 classic)]
Sehen Sie bitte auch Holzskulptur-Inszenierung: Baphomet der Lust!
Mein Gedicht als Vertonung bei meiner Literaturfreundin Elsa Rieger
4 коментара:
Lieber Miro, Weltklasse!!!
Liebe Gabriele, danke, dass du so hartnäckig warst, um mir diese Freude zu verschaffen!
Herzliche Grüße
ELsa
Ich danke dir @miro, dass du dich hergegeben hast, zu übersetzen.
Ich danke dir Gabriele, dass du ein Stachel warst.
Nun würde mich interessieren, @miro, wie nahe ist dies an deinem Werk, kannst du es genau so fühlen?
Gruß
Petros
PS:
So will doch hegen ich
Meine Träume
Gegen das Vergebens
...schrieb ich einmal in einem Gedicht.
Das ist eines Deiner Werke, die sehr lange nachklingen. Unglaublich schön, aber nicht süßlich, eher bitter. Diese Kleinigkeiten, (der Falter, Löwenzahn), dann die brennende Frage "wozu", das ist meisterlich.
Dass der Stern nicht zertreten wurde, dass ein Metaphysiker, der so gewaltig/gewalttätig auftrat, der Avantgarde angehören könnte (wann auch immer) - das ist wahrhaft ( :-) ) surreal, so surreal wie die Metaphysik selber.
Liebe Grüße
Helmut
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