Ein Lyriker, der keine Trommel schlägt und trotzdem (oder gerade deswegen) heute zu den größten Lyrikern der deutschsprachigen Blog-Lyrik-Szene zählt.
Tasso J. Martens |
gedächtnisachse
I
unter der dünung
ruht die zeit
in der amphore
schreibt sich ins blau
gesintertes perlmutt
hin zu den stelen
Eine andere Welt als unsere Wirklichkeit, so wie wir sie erfahren, haben wir nicht, da wir sie auch nicht erfahren könnten, so sie existieren würde, weil wir dafür nicht geschaffen sind. Es ist deshalb müßig nach anderen Welten Ausschau zu halten, selbst das Nichts ist Teil unserer Wirklichkeitswelt. Denn das Wesen des Nichts erkennen wir nur als Berandung unserer Wirklichkeitswelt. Mit diesem Verständnisbild ist damit die Existenz von anderen Wirklichkeitswelten nicht ausgeschlossen, ja es enthielte die tröstliche Einsicht, dass unser Nichts Teil einer anderen Wirklichkeitswelt ist. Doch aus welchem Stoff ist - für uns - unsere Wirklichkeitswelt? Es ist zum einen die Materie, und es sind die gesetzmäßen Vorgänge um uns, deren Abfolge wir mit dem imaginären Begriff der Zeit verbinden. Aber es ist noch mehr. Die Wirklichkeitswelt wird erst zu unserer Wirklichkeit, bzw. kann von uns als Wirklichkeit verstanden werden, wenn wir unsere Gedanken, Assoziationen und Reflexionen - man könnte sie als das "gedankliches Echo" unseres Seins im "Hallraum" der Wirklichkeitswelt bezeichnen - mit einbeziehen. Damit sind wir selbst Teil der Wirklichkeit, ja gäbe es ohne unsere Existenz keine Wirklichkeit, so auch die Zeit ohne uns nicht existieren würde. Und noch eine Erkenntnis ergibt sich daraus: Die Wirklichkeit kann ohne das "Ideelle" nicht existieren, aber auch nicht ohne das "Materielle", ja beide Bereiche brauchen einander in der Ergänzung.
II
brücken ungewegt
aus dem hallraum
zur brache gelotet sie
stummen wie reet
die noch wiegenden
halme und nimmt
sich zurück ein
anderes licht
© by tjm. 14./17.02.2007
2 коментара:
"..es enthielte die tröstliche Einsicht, dass unser Nichts Teil einer anderen Wirklichkeitswelt ist."
Ja, wie schön, einmal jemand, der tatsächlich nachdenkt! Denn wie sollte sich eine unerfahrbare Wirklichkeit (eben das schlichtweg Andere) uns anders darstellen denn als - Nichts?
Und da sind wir nun also beim Rand, und Rand, der ist doch etwas sehr Faszinierendes! Fast alle Körper, die wir uns ertasten, tasten wir am Rand ab. Fast alle Umrisse, die wir uns zeichnen, zeichnen wir als Rand. Der Rand kann, muß aber nicht dem Berandeten angehören. Immer aber spricht er von dem, das er ein- wie dem, das er aus-grenzt.
Rand hat zwei Seiten, die jenseitige und die hiesige. Und enthält eben gerade daher den oben benannten Trost - daß Beide so fremd einander nicht unbedingt sein müssen!
Eines noch: Rand ist vielfach erfahrbar, aber nicht immer, indem wir mit der Faust dagegen schlagen. Rand und Faust könnten Schaden nehmen, statt uns etwas zu erzählen. Oft ist es klüger, mit dem Finger daran entlang zu streifen und seine Form zu ahnen. Was auch weniger riskant mir scheint.
Lieber Miro,
das ist aber ein toller Eintrag! Danke für die Blumen. Danke auch an "SuMuze". Wenn unser Lebensbaum die Entscheidungspfade unserer Vergangheit darstellt, dann sind wir immer nur dem einen Pfad gefolgt. Der andere abstrebende Ast bleibt dann im Dunkeln zurück. Damit widerspiegelt sich unser Leben auch in der dunklen Seite des Baums. Ist diese dunkle Seite der Schatten unser selbst, der uns immer begleitet.
Beste Grüße
Tasso
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