четвртак, 15. јануар 2009.

Vilém Flusser: Die Schrift

(* 12. Mai 1920 in Prag, † 27. November 1991)


Tatsächlich geht es beim Schreiben um ein Transcodieren des Denkens, um ein Übersetzen aus den zweidimensionalen Flächencodes der Bilder in die eindimensionalen Zeilencodes, aus den kompakten und verschwommenen Bildercodes in die distinkten und klaren Schriftcodes, aus Vorstellungen in Begriffe, aus Szenen in Prozesse, aus Kontexten in Texte. Das Schreiben ist eine Methode zum Zerreißen und zum Dursichtigmachen von Vorstellungen. Je weiter das Schreiben fortschreitet, desto tiefer dringt der schreibende Reißzahn in die Abgründe der Vorstellungen, die in unserem Gedächtnis lagern, um sie zu zerreißen, zu „beschreiben“, zu „erklären“, in Begriffe umzucodieren.
Vilém Flusser: Die Schrift. Hat Schreiben Zukunft?

Vilém Flusser: Als Sohn des jüdischen Ehepaares Gustav und Melitta Flusser wird Vilém Flusser am 12. Mai 1920 in Prag geboren. 1938 schreibt sich Flusser an der Prager Karluniversität für Philosophie ein, muss jedoch ein Jahr später schon mit seiner Freundin Edith Barth vor den Nationalsozialisten nach London fliehen. Sein Studium setzt er dort zunächst fort, emigriert jedoch 1940 nach Rio de Janeiro. Im gleichen Jahr stirbt Flussers Vater im Konzentrationslager Buchenwald, wovon Flusser jedoch erst am Ende des Krieges erfährt. 1942 werden auch Flussers Großeltern, seine Schwester und seine Mutter in Auschwitz umgebracht. Abgeschlossen hat Flusser sein Studium nie. Trotzdem gilt er als einer der bedeutendsten Medienphilosophen des 20. Jahrhunderts.

Den größten Teil seines Lebens (von 1941 bis 1972) verbringt Flusser, nun mit Edith Barth verheiratet, in Brasilien. Flusser publiziert in portugiesischer Sprache (u.a. in der Revista Brasileira) und wird 1959 Direktor der Radio- und Transformatorenfabrik Stabivolt. Ab 1960 beginnt er sprachphilosophische Vorträge zu halten. 1963 wird Flusser zum Dozenten für Kommunikationstheorie an der Universität São Paulo ernannt. 1964 folgt die Ernennung zum Professor für Kommunikationstheorie an der Fakultät für Kommunikation und Geisteswissenschaften der Fundação A.A. Penteado in São Paulo. 1966/67 hält Flusser als Abgesandter des brasilianischen Außenministeriums Vorträge in Nordamerika (Harvard, Yale, Boston) und Europa. In Deutschland publiziert er während dieser Zeit außerdem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung.

1972 schreibt Flusser täglich Glossen für seine Kolumne „Posto Zero“ (Nullpunkt) in der brasilianischen Tageszeitung Folha de São Paulo. Mit seiner Frau Edith siedelt er in diesem Jahr nach Europa um. Es folgen zahlreiche Buchprojekte und Veröffentlichungen in französischer, englischer und später auch in deutscher Sprache, sowie Vorträge, Kurse und Seminare in Frankreich, der neuen Heimat der Flussers. Zwischendurch reist Flusser immer wieder nach Brasilien. 1987 veröffentlicht er das Buch „Die Schrift. Hat Schreiben Zukunft?“. 1991 nimmt Flusser eine Gastprofessur an der Ruhr-Universität Bochum an und unternimmt weiterhin Vortragsreisen. Am 27. November, einen Tag nach seinem Vortrag am Prager Goethe-Institut, stirbt Flusser bei einem Verkehrsunfall. Seine letzte Ruhe findet er auf dem Jüdischen Friedhof in Prag.

ISBN 978-3-923283-59-0


Vilém Flusser stellt das Schreiben schriftlich in Frage. Er macht deutlich, welche Rolle der lineare, alphanumerische Code in der westlichen Kultur einnimmt und was wir zurücklassen, wenn wir zu schreiben aufhören. "Nie zuvor ist der Fortschritt der Geschichte so atemlos gewesen wie seit der Erfindung der bildermachenden Apparate. Denn endlich hat die Geschichte ein Ziel, dem entgegen sie läuft, das Ziel, ins Bild gesetzt zu werden."

4 коментара:

Анониман је рекао...

"... ins Bild gesetzt zu werden", ist ein sehr schöner Satz. Es mehren sich allerdings die Leute, die zwischen Text und Bild nicht mehr unterscheiden wollen.

(s.a. Claudias Flusser-Seite, und dort v.a. Reinholds "Weltrevolution nach Flusser", die mit den Kieseln.)

Миррослав Б Душанић је рекао...

"... ins Bild gesetzt zu werden" - das trifft mich zu…

Vielen Dank für die vorgeschlagenen Links!

Анониман је рекао...

Sätze mit Geschichte und Ziel treffen nie, ja.

Миррослав Б Душанић је рекао...

Deiner Aussage nicht zu widersprechen - ich wollte aber sagen,
dass ich zu Gruppe gehöre, die sehr oft (ungewollt) nicht mehr
zwischen Text und Bild unterscheiden kann…