Für Gabriele B.
Ich schreibe Dir ein Gedicht über die Einsamkeit
und Du wartest dort in der Ferne
seit Jahren erstaunt inmitten des Nichts
zwischen uns weint der Horizont hindurch
ein einsamer Mann langsam und sorgsam
opfert sein Fleisch derweil die Erde Löcher gräbt
all das bewegt Dich und hinterlässt offensichtlich
einen seltsamen Eindruck vielleicht traurigen
darf ich so sagen nicht aber für meine Augen
die weit aufgerissen erstarren
unter den Fernzügen der Erinnerung
Miroslav B. Dušanić
Skulptur: Anonymous - Lohan as an Ascetic (China Yuan Dynasty 1260 - 1368) |
Du schreibst mir ein Gedicht über die Einsamkeit
Ich schreib Dir eins
vom wild bewegten Leben,
vom Rausch und vom Genuss,
von Liebe, von Verlust, Verzicht,
von Fülle und von Mangel,
von Jauchzen, Wut,
vom Schreien,
doch niemals was von Leere,
und niemals was von „Nichts“.
Ein Warten ist mir fremd,
denn Warten, das heißt Leere,
wer wartet kann den Augenblick nicht leben,
wer wartet bricht mit seinem Ich,
wer wartet sucht in ferner Ferne,
begreift die Lust der Stunde nicht.
...und lustvoll sehe ich den weinenden Horizont,
der sich auftut zwischen Dir und mir,
und suhle mich im Missverständnis –
und bin nicht erstaunt, sondern huldige
dem einsamen Mann
aus meiner regnerischen Ferne,
in der ein Gewitterorkan tobt,
ihm, der wieder einen so wunderbaren Satz,
so dicht und echt in die Welt der Worte hineingepflanzt hat:
Augen die weit aufgerissen erstarren
unter den Fernzügen der Erinnerung
unter den Fernzügen der Erinnerung
Du bist ein ganz wunderbarer Dichter!
Gabriele Brunsch
1 коментар:
Mehr davon!! Mehr von Euch bitte!!
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