Wahrscheinlich würde ich das Trinken und den Umgang mit anrüchigen Frauen aufgeben müssen. Na schön, der Whiskey war schon immer rar gewesen, und Wein verdarb mir nur den Magen. Aber auf Millie verzichten? Das fiel schwer. Sehr schwer.
Trotzdem, Millie, wir müssen an die Kunst denken. Rußland hat uns Dostojewski und Gorki gegeben, und jetzt ist Amerika reif für einen weiteren Osteuropäer. Amerika hat seine Browns und Smiths über: Gute Schriftstellers, sicher, aber es sind zu viele, und sie klingen alle gleich. Amerika will das düstere Wabern, die abseitigen Meditationen und Sehnsüchte eines Osteuropäers.
Millie, deine Figur ist genau richtig, alles wie aus einem Guß, und dich zu lieben ist so einfach wie ein paar Fäustlinge überzustreifen, wenn es draußen unter Null ist. In deinem Zimmer ist es immer warm und gemütlich, und ich mag deine Schallplatten und Käse-Sandwiches. Und deine Katze. Weißt du noch? Als sie noch ganz klein war, hab ich versucht, ihr beizubringen, daß sie Pfötchen gibt und sich auf dem Rücken wälzt. Das geht nicht, hast du gesagt, eine Katze ist kein Hund. Aber es ist mir trotzdem gelungen, stimmt’s? Jetzt ist sie eine große Katze, war sogar schon Mutter und hat uns einen ganzen Wurf beschert. Wir sind alte Freunde, deine Katze und ich. Aber mit allem muß jetzt Schluß sein. Millie. Mit Katzen und guten Figuren und der Sechsten von Tschaikowski. Amerika braucht einen Osteuropäer.
(Charles Bukowski: Ein Ablehnungsbescheid und die Folgen)
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