ISBN: 3-8333-0136-8 |
Nach der Wirtschaftskriese waren in Lodz wieder gute Zeiten eingekehrt, noch bessere als zuvor. Die Stadt hatte sich aus eigener Kraft entschlackt. Es tut Lodz gut sich von Zeit zu Zeit einer solchen Kur zu unterziehen, dachte Max Aschkenasi. Auf diese Weise kann der Organismus von schlechtem Blut entschlackt werden. Die kleinen Fabrikanten und Kaufleuten hatten die Stadt lange genug ausgezehrt. Um konkurrieren zu können, hatten sie unter Herstellungspreis verkauft, die Preise ruiniert und jedem Habenichts, jedem Schnorrer Kredit eingeräumt – bis es nahezu unmöglich war, in Lodz Geschäfte zu machen.
Aber dann hatte die Wirtschaftskriese die ganze Bande hinweggefegt wie einen Haufen Dreck. Übrig geblieben waren nur die großen Fabrikanten, die Unternehmer mit einer soliden Existenzgrundlage.
Zwar hatten auch sie Rückschläge erlitten, aber der Schaden war nicht so groß, dass sie ihn nicht verkraften konnten, jetzt würden sie die Verluste mehr als wettmachen. Die Warenpreise hatten sich stabilisiert. Den Arbeitern war eine gehörige Lektion erteilt worden. Von nun an würden sie sich mit jedem Lohn zufrieden geben, den ihnen die Unternehmer zahlen wollten. Bloß um wieder arbeiten zu dürfen, würden sie ihnen die Füße küssen.
(Israel B. Singer: Die Brüder Aschkenasi)
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