Es gibt zwei Arten von Büchern: die zum Nachschlagen und die zum Lesen. Die ersten (der Prototyp ist das Telefonbuch, aber sie gehen bis zum Wörterbuch und zum Konversationslexikon) besitzen viel Platz im Bücherregal, sind schwierig zu benutzen und kostspielig. Diese können eines Tages durch multimediale Silberscheiben ersetzt werden. Dadurch wird Platz frei, zu Hause wie in den öffentlichen Bibliotheken, für die Bücher zum Lesen (die von der Göttlichen Komödie bis zum letzten Kriminalroman gehen).
Die Bücher zum Lesen sind durch keinerlei elektronisches Speichermedium ersetzbar. Sie lassen sich überall in die Hand nehmen, auch im Bett, auch in einem Boot, auch dort, wo es keine Steckdosen gibt, auch dann, wenn jene Batterie leer ist, man kann in ihnen etwas unterstreichen, eine Seite einknicken, ein Lesezeichen hineinlegen, man kann sie auf den Boden fallen- oder aufgeschlagen auf die Brust oder auf die Knie sinken lassen, wenn einen der Schlaf überkommt, sie passen in die Jackentasche, sie können angestoßen werden, sie nehmen ein individuelles Aussehen an, je nach Intensität und Regelmäßigkeit unserer Lektüre, sie erinnern uns daran (wenn sie zu frisch und unberührt aussehen), dass wir sie noch nicht gelesen haben, sie lassen sich in der von uns gewünschten Kopfhaltung lesen, ohne uns die starre und angespannte Haltung vor einem Computerbildschirm aufzuzwingen, der in jeder Hinsicht bequem und benutzerfreundlich sein mag, nur nicht für die Halswirbelsäule. Versuchen Sie mal, die ganze Göttliche Komödie an einem Bildschirm zu lesen, auch bloß eine Stunde pro Tag, und dann sagen Sie mir, wie es war.
(Umberto Eco: Bücher zum Nachschlagen und Bücher zum Lesen)
ISBN-10: 3446201114
ISBN-13: 978-3446201118
1 коментар:
Lieber Miro,
da kann ich dir nur recht geben, er hats drauf in jedem Buch, dieser Eco, ich besitze alle Bücher von ihm...
herzlichst, Rachel
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