Es gibt Schmerz von einer Art so fein und klar, so tief in das Grundgefühl der Existenz reichend, dass sein Empfinden von einem Hauch Ästhetik durchdrungen ist. Die schmerzvolle Sehnsucht der Melancholie, der Gedanke, einsam in einer gleichgültigen Welt seiner Tage zu fristen, hat eine katharsische Wirkung auf das Bewusstsein, ist man denn stark genug, "Gram und Jammer" in sein Innerstes zu lassen und sie wieder zu überwinden. Mit scharfer Klinge schneidend die Sinne aus ihrer Dumpfheit befreit, gewinnt im Schmerz der Leidende ein Gefühl der Klarheit, eine kalte Nacht der Sinne, in deren Kontrast Triviales, Nichtiges deutlich erkennbar wird. Wie oft saß man schon von Geräuschen und Bildern eingelullt auf dem Sofa, eine Stunde, zwei, um anschließend zu bemerken, dass man dabei im Wesentlichen nichts empfand und statt intensiven Erlebnissen nur ein Gefühl innerer Taubheit gewann? Um sensibler auf das Licht, auf wirkliche Schönheit, zu reagieren, sie in seinem Leben stets zu suchen, tut es Not, sich gelegentlich in Dunkelheit und Pein zu begeben...
© by leere
...lieber miro,
während ich der musik von césar franck lausche,
lese ich wieder und wieder das gedicht,
und neue bilder tauchen vor mir auf,
neue facetten der begegnungen,
der erinnerung...
der durchblick durch die raster der zeilenritzen,
wort-satz-klafter,
machen mich straucheln,
so schwer, inhaltlich überbordend,
versuche ich mich am ufergras festzuklammern,
mir das leben zu retten,
am tobenden ufer der zeit...
mit den lippen will ich die melodien ergreifen,
die deine bilder mir summen,
mich verbeißen in ihnen,
dass sie durch mich durch,
gehen vom mund zum ohr zum herzen zur kraft...
dass ich mich hochziehe an ihnen
und mich errette...
(als kenntest du die geheime notierung...
auf handgeschöpftem papier
verewigt)
Gabriele Brunsch
o hirtin des wortes,
wie in einem spiegel sehe ich dich,
in der geisterstunde läufst du durch die wüste,
du weinst, du weinst durch die wüste, du läufst,
dein leiden erblüht aus dem wort, gräbt sich ein
in mein herz…
während ich der musik von césar franck lausche,
denke ich wie viele worte hast du schon beweint,
wie viele klänge auf deinen lippen bezeugt,
wie viele wurden schon gestürzt,
was für unheil aus ihnen kommt in meine verse,
in mein leben, frei, stechend, durchhöhlend,
und vielleicht verrinnt diese stunde nie…
was immer dich lockt, du wirst zu mir kommen,
näher, vielleicht ganz nah,
mit tränen über die wangen,
doch ich gesteh: ich bin weniger mutig,
bin einer von vielen…
schein ist es, was dich verführt
nimm hier, was niemals zurück du mir geben sollst
(als könntest du dich von unrast
und ängsten des lebens
befreien)
in alle ewigkeit
Miroslav B. Dušanić
2 коментара:
bewegt.
Was für ein lyrischer Dialog!
Chapeau!
LG
ELsa
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