среда, 24. децембар 2008.

für syntaxia


St Sava Church (Temple of St. Sava) - Belgrade

Orthodox Christian Music:
Pavle Aksentijevic - Agios o Theos (Sveti Boze / Святый Боже) ♫

Agios o Theos,
Agios Ischyros,
Agios Athanatos,
Eleison imas!

Sveti Boze,
Sveti Krjepki,
Sveti Bezsmrtni,
Pomiluj nas!

Святый Боже,
Святый Крепкий,
Святый Бессмертный,
Помилуй нас!



Miroslav B. Dušanić: Nr. 22


Nr. 22

in der atemlosigkeit unterm straf
gespannten stoff

des nachthimmels

ganz ohne worte
berauscht zusammen-

genagelt

Miroslav B. Dušanić

недеља, 21. децембар 2008.

St Sava Church & St Marko Church - Belgrade


St Sava Church - Belgrade
St Marko Church - Belgrade
 
Unruhestifter für sich gewinnen
Kleinmütige trösten
Sich der Schwachen annehmen
Gegner widerlegen
Sich vor Nachstellern hüten
Ungebildete lehren
Träge wachrütteln
Händelsucher zurückhalten
Eingebildeten den rechten Platz anweisen
Streitende besänftigen
Armen helfen
Unterdrückte befreien
Gute ermutigen
Böse ertragen
und – ach – alle lieben

Aurelius Augustinus

(Dank an Elsa)

субота, 20. децембар 2008.

Miroslav B. Dušanić: Mit der Leidenschaft des Abschieds

© by Joshua Petker
Mit der Leidenschaft des Abschieds

vergiss nicht den schimmer auf deiner handfläche
eine träne im mund und was gerade da ist
- die reste des feuers

lass eine zeile frei in deinem tagebuch

umarme den himmel
und kinder die zu bett gehen

sag mir: an wen sich wenden
wenn’s messer in den leib stößt - an den vater
oder wen auch immer

die lichter blinzeln in wimpern des abends
bis sie verschwinden
und überall derselbe schritt

die traurigkeitsstunden gehen unter

langsam mit dieser sprache
und wir leiden so wild - wie zur sommerzeit
das brennende holz

Miroslav B. Dušanić

понедељак, 15. децембар 2008.

Miroslav B. Dušanić: Eine Landschaft - typisiert nach Branko Andrić

Branko Andrić - Desaster of Chaos (1997)
Eine Landschaft - typisiert nach Branko Andrić

ein fenster ist ein rahmen
für ein bildnis von zwei liebenden
deren körper
nacheinander brennen

verletzt aus dieser flamme
tragen sie unfallspuren
was den raum
ein leben lang verändert

Miroslav B. Dušanić

Le vertige des fleurs (1994) © by The Art of MATTA
weißt du, wie es war, liebster,
als wir des fliegens noch mächtig?
über die grenzen des ich
ging es dahin,
schiffen gleich
die sich im licht des himmels
verschwindend
auflösen
und entziehn dem verharrenden blick.
wir trieben mit wolken dahin...
und der schweiß der pferde
war uns so fern
wie das keuchen der träger
und das knarren der tür
die sich hinschiebt
über das gedächtnis der zeit.
winterlich schenken wir jetzt,
gefällt vor dem Baum der erkenntnis,
einander nur zaghafte blicke
und weinen uns zu wie zecher,
die das grauen des morgens vereint.
so matt ist die seele ...

wo, wenn schnee fällt
und frost die halme zersplittert,
ist jetzt die mutter,
die mir den bratapfel füllt –
mit süßen rosinen –
und mich dann anschaut, und lächelt,
wenn ich ihn esse, im warmen,
ich, das verlorene kind.
(1987)

Gabriele Brunsch

недеља, 14. децембар 2008.

Floor Massage Illusion


Für mich ist es immer wieder verblüffend, wie das Innere das Außen komplett verändert, in welchem Zusammenhang das alles steht.

Wilhelm Müller: Der Lindenbaum

* 07. Oktober 1794  † 01. Oktober 1827
Der Lindenbaum

Am Brunnen vor dem Tore
Da steht ein Lindenbaum
Ich träumt in seinem Schatten
So manchen süßen Traum

Ich schnitt in seine Rinde
so manches liebes Wort
Es zog in Freud und Leide
Zu ihm mich immer fort

Ich mußt auch heute wandern
Vorbei in tiefer Nacht
Da hab ich noch im Dunkel
Die Augen zugemacht

Und seine Zweige rauschten
Als riefen sie mir zu:
"Komm her zu mir, Geselle
Hier findst Du deine Ruh"

Die kalten Winde bliesen
Mir grad ins Angesicht
Der Hut flog mir vom Kopfe
Ich wendete mich nicht

Nun bin ich manche Stunde
Entfernt von diesem Ort
Und immer hör ich's rauschen:
"Du fändest Ruhe dort"

Wilhelm Müller

субота, 13. децембар 2008.

Miroslav B. Dušanić: Anima

© by Katie Welty
Anima
Es war die Stille, eine unheimlich schwere Stille.
Dubravka Ugrešić

immer wenn sie weggeht
verstummen die klänge
ich sauge das eigene blut
und die spinne
in enger finsternis
ihre netze legt

Miroslav B. Dušanić

четвртак, 11. децембар 2008.

400. Jahrestages der Geburt John Miltons

2008 jährt sich das Geburtsjahr John Miltons zum vierhundertsten Mal. John Milton (* 9. Dezember 1608 in London; † 8. November 1674 in Bunhill bei London), der letzte und wohl bedeutendste Dichter der englischen Renaissance, zugleich eine der führenden Persönlichkeiten der Kirchen- und Theologiegeschichte des 17. Jahrhunderts.

© by windweit

mit leisen klagen
trage ich dornenkrone
durch das distelfeld

Miroslav B. Dušanić


Sonnet XIX: When I Consider
How my Light is Spent

When I consider how my light is spent,
E're half my days, in this dark world and wide,
And that one Talent which is death to hide,
Lodg'd with me useless, though my Soul more bent

To serve therewith my Maker, and present
My true account, least he returning chide,
Doth God exact day labour, light deny'd,
I fondly ask; But patience to prevent

That murmur, soon replies, God doth not need
Either man's work or his own gifts, who best
Bear his milde yoak, they serve him best, his State

Is Kingly. Thousands at his bidding speed
And post o're Land and Ocean without rest:
They also serve who only stand and waite.


Sonett XIX: Wenn ich bedenke,
wie mein Licht verblich


Wenn ich bedenke, wie mein Licht verblich
zur Lebensmitte schon in dunkler Welt;
und das Talent, dess' Muße Tod enthält,
liegt ungenützt, obwohl die Seel' für sich

dem Schöpfer dienen, zeugen will für mich,
was ich getan, daß Rückgab' er nicht schelt:
Befiehlt Gott Arbeit, wem kein Tag erhellt?
mein Irrtum frägt. Geduldig antwort' ich

um Murren zu verhindern: Gott braucht nicht
die eig'nen Gaben noch der Menschen Hast:
Am besten dient, wer dient nach altem Brauch.

Sein Königswort nimmt Tausende in Pflicht
und schickt durch Meer und Land sie ohne Rast -
                                                    und wer nur steht und wartet, dienet auch!



/Übersetzung by / von Walter A. Aue/

Dagmar - Eva Mempel

© by yves
Antwort an „Ob es nicht besser wäre nach Süden aufzubrechen“

es ist besser auseinander
zu brechen
egal in welche schranken

die hände sind so eiskalt
wie stumm
in allen himmelsrichtungen

herrscht wortlosigkeit
starre
auf meiner brust und das herz
füllt sich mit fortgang

Dagmar - Eva Mempel

среда, 3. децембар 2008.

Michail Jurjewitsch Lermontov

Russischer Dichter und Offizier, der wegen eines Gedichts über den Tod Alexander Puschkins 1837 in den Kaukasus versetzt wurde. Lermontovs Lyrik ist stark ich-bezogen und neigt zu dämonisierender Selbststilisierung (»Mein Dämon«). Sein Vorbild in thematischer und technischer Hinsicht ist Lord Byron. Lermontov gehörte zu den bedeutendsten russischen Autoren seiner Zeit.

Mein Dämon

Eine Ansammlung von Asche ist sein Element.
Zwischen rauchigen Wolken dahintreibend,
liebt er schicksalhafte Stürme,
den Schaum der Flüsse und das Rauschen dichter Wälder.
In gelben, abgefallenen Blättern
steht sein regloser Thron;
auf ihm, zwischen erstorbenen Winden,
sitzt er finster und verzagt.
Er flößt Mißtrauen ein,
die reine Liebe hat er verachtet,
jegliche Gebete verwirft er,
gleichgültig blickt er auf Blut,
den Klang hoher Empfin¬dungen
erstickt er mit der Stimme der Leidenschaften,
und die Muse sanfter Eingebung
ängstigt sich vor seinen unirdischen Augen.

1829

 
* * *

Sie liebten sich beide, 
doch keiner 
wollt es dem andern gestehn. 
Heine

Они любили друг друга так долго и нежно,
С тоской глубокой и страстью безумно-мятежной!
Но как враги избегали признанья и встречи,
И были пусты и хладны их краткие речи.

Они расстались в безмолвном и гордом страданье,

И милый образ во сне лишь порою видали. –
И смерть пришла: наступило за гробом свиданье…
Но в мире новом друг друга они не узнали.

1841




* * *
Sie liebten sich beide,
doch keiner 
wollt es dem andern gestehn.
Heine
Sie liebten sich beide gar lange und zärtlich,
Rebellisch und lustvoll, und tiefgründig schmerzlich!
Doch, Feinde, vermieden sie Blick und Begegnung,
Und zeigten sich kalt, und bar jeder Regung.

Sie trennten sich stolz, und stumm war ihr Leiden;
Im Traum nur erschienen sich manchmal die beiden. –
Das Jenseits barg Hoffnung: der Tod kam heran …
Doch dort haben beide sich nicht mehr erkannt.

1841

уторак, 2. децембар 2008.

Miroslav B. Dušanić: Erste Liebe

© by Miladin Žarić
Erste Liebe

ich mag die stille zwischen uns
wir sind aufgewacht
liebeskrank und verwirrt
mit der zeit blieben wir stumm
so etwa wie schatten
und wussten von keiner schuld

Miroslav B. Dušanić

Miroslav B. Dušanić: Als wäre nichts gewesen

"Erosion" © by Jacek Yerka
Als wäre nichts gewesen: hinter grauen mauern
- zwischen brennnessel und bilsenkraut -
blieben ihre augen geschlossen
seitdem wacht sie nicht auf - ihr blick hat sich
verloren und wurde begraben
während ich - in einem anderen gedicht -
schon tagelang nach ihr suche.

Miroslav B. Dušanić

среда, 26. новембар 2008.

sie werfen bomben...

© by Knud Odde Sorensen

sie werfen bomben splittern leben einfach so in hundertfache fetzen
zerreißen lebensläufe ohne nachsicht einfach so hinein in kaltes nichts

einfach so ohne nachsicht lassen gelassenheit bersten ursprung und ausgang
vertan alles vertan ausgemerzt mit einem krachenden schlag aus und zerstört

lebensader mensch lebensader geist lebensader arbeit und zukunft und...
zerplatzt in blutende schlieren ins nichts ins haltlose nichts einfach so ins nichts

und übernehmen die verantwortung dann dafür so sagt harmlos der sender
verantwortung dafür was soll das sein für dieses massaker ganz einfach so

weil sies doch wollten ganz einfach so dies werk der zerstörung
weil sies kreierten mit triftigen plänen tag und stunde minute sekunde

wenn viele dort sind viele bekannte und ungenannte und ungeahnte
dort sich verlaufen an diesem ort der nur harmlos alltag auslebt lebendig

einfach so mit sonne und wind und tagwerk und sorgen und lust freude am sein
und der gier die in freude sich ballt weil’s doch schlichtweg ein nachher noch geben wird

ein nachher mit glut und mit kälte mit lust und mit frust und mit puls und atem
wenn sekunden im äther zerstäuben das all als wäre die welt ein orkan

und dann was ist gewonnen was einfach so im blut versackt einfach so
hinweggespritzt aus der welt herausgesprengt versickert zu leid hundertfach

jede grausamkeit ist ausgeburt vom nichts ... denn einzig das nichts ist grausam...
nur die leere hat keine zukunft ... nur das leere nichts gebiert zerstörung....

© by Gabriele Brunsch

понедељак, 24. новембар 2008.

André Malraux


Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern.

André Malraux




Friedrich Nietzsche: Im Süden

Friedrich Nietzsche
Im Süden

So häng' ich denn auf krummem Aste
und schaukle meine Müdigkeit.
Ein Vogel lud mich her zu Gaste,
ein Vogelnest ist's, drin ich raste.
Wo bin ich doch? Ach, weit! Ach weit!

Das weiße Meer liegt eingeschlafen,
und purpurn steht ein Segel drauf.
Fels, Feigenbäume, Turm und Hafen,
Idylle rings, Geblök von Schafen, -
Unschuld des Südens, nimm mich auf!

Nur Schritt für Schritt - das ist kein Leben,
stets Bein vor Bein macht deutsch und schwer.
Ich hieß den Wind mich aufwärts heben,
ich lernte mit den Vögeln schweben, -
nach Süden flog ich übers Meer.

Vernunft? Verdrießliches Geschäfte!
Das bringt uns allzu bald ans Ziel!
Im Fliegen lernt ich, was mich äffte, -
schon fühl' ich Mut und Blut und Säfte
zu neuem Leben, neuem Spiel ..

Einsam zu denken nenn' ich weise,
doch einsam singen - wäre dumm!
So hört ein Lied zu eurem Preise
und setzt euch still um mich im Kreise,
ihr schlimmen Vögelchen, herum!

So jung, so falsch, so umgetrieben
scheint ganz ihr mir gemacht zum Lieben
und jedem schönen Zeitvertreib!
Im Norden - ich gesteh's mit Zaudern -
liebt' ich ein Weibchen, alt zum Schaudern:
"die Wahrheit" hieß dies alte Weib ..

Friedrich Nietzsche

петак, 21. новембар 2008.

Miroslav B. Dušanić: Very you

"Dominique Goblet" © by Lagoblette

Very you
(für Dich im Marketing-Denglisch)

Sport, Lifestyle und Fashion
eine lebendige Komposition
beflügelt von Fantasy
macht das Leben schöner und very intensive

Unverkennbar moderner
ausdrucksvoller Mix voller Lebenslust
cool, atemberaubend, sensitive
sexy in vollen Zügen, very sophisticated

modern shining und einzigartig
symbolisiert puren Luxus und Eleganz
sorgt für die freshe Ausdruckskraft
und unverwechselbare Identity

verführerisch urban, selbstbewusst
und warum nicht – very secret
authentic, lässig, dynamic betont
unendlich fascinating, charismatisch

Sport aktiv - der Freshe-Kick
Hauptsache: Du haltest Dich fit

Miroslav B. Dušanić

Geburtstag - Miroslav B. Dušanić: Meine Gedichte

Mein Lyrik-Blog feiert heute sein 2jähriges Bestehen.
Vor genau zwei Jahren erschien mein erster Beitrag.
Großen Dank an treue Literaturfreunde u. Besucher!

Photobucket


Meine Gedichte

Hier liegen meine Tränen zum Lesen bereit
jeder Satz in öder Ruh geschrieben

Hier entsteht eine Gedichtsammlung
eine Exilerfahrung sozusagen
fern-vom-Vaterland

als würde ich innerlich zerspringen
Hier in Deutschland

verstummt mein Lachen

Miroslav B. Dušanić

уторак, 18. новембар 2008.

Tasso J. Martens (Reinhard Mermi)

Ein Lyriker, der keine Trommel schlägt und trotzdem (oder gerade deswegen) heute zu den größten Lyrikern der deutschsprachigen Blog-Lyrik-Szene zählt.

Tasso J. Martens


gedächtnisachse
I

unter der dünung
ruht die zeit
in der amphore
schreibt sich ins blau
gesintertes perlmutt
hin zu den stelen

Eine andere Welt als unsere Wirklichkeit, so wie wir sie erfahren, haben wir nicht, da wir sie auch nicht erfahren könnten, so sie existieren würde, weil wir dafür nicht geschaffen sind. Es ist deshalb müßig nach anderen Welten Ausschau zu halten, selbst das Nichts ist Teil unserer Wirklichkeitswelt. Denn das Wesen des Nichts erkennen wir nur als Berandung unserer Wirklichkeitswelt. Mit diesem Verständnisbild ist damit die Existenz von anderen Wirklichkeitswelten nicht ausgeschlossen, ja es enthielte die tröstliche Einsicht, dass unser Nichts Teil einer anderen Wirklichkeitswelt ist. Doch aus welchem Stoff ist - für uns - unsere Wirklichkeitswelt? Es ist zum einen die Materie, und es sind die gesetzmäßen Vorgänge um uns, deren Abfolge wir mit dem imaginären Begriff der Zeit verbinden. Aber es ist noch mehr. Die Wirklichkeitswelt wird erst zu unserer Wirklichkeit, bzw. kann von uns als Wirklichkeit verstanden werden, wenn wir unsere Gedanken, Assoziationen und Reflexionen - man könnte sie als das "gedankliches Echo" unseres Seins im "Hallraum" der Wirklichkeitswelt bezeichnen - mit einbeziehen. Damit sind wir selbst Teil der Wirklichkeit, ja gäbe es ohne unsere Existenz keine Wirklichkeit, so auch die Zeit ohne uns nicht existieren würde. Und noch eine Erkenntnis ergibt sich daraus: Die Wirklichkeit kann ohne das "Ideelle" nicht existieren, aber auch nicht ohne das "Materielle", ja beide Bereiche brauchen einander in der Ergänzung.

II

brücken ungewegt
aus dem hallraum
zur brache gelotet sie
stummen wie reet
die noch wiegenden
halme und nimmt
sich zurück ein
anderes licht

© by tjm. 14./17.02.2007